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Fachempfehlung zur geschlechterreflektierenden Arbeit mit jungen Menschen in Sachsen verabschiedet

29. Juni 2022

Mehr Vielfalt in der Kinder- und Jugendhilfe Sachsens

Am 16. Juni 2022 verabschiedete der Landesjugendhilfeausschuss Sachsen die Fachempfehlung zur geschlechterreflektierenden Arbeit mit jungen Menschen im Rahmen des SGB VIII. Sachsenweit gibt es jetzt einen alle Geschlechter betreffenden und zu berücksichtigenden Leitfaden für die sozialpädagogische Arbeit mit Heranwachsenden.

Im vergangenen Jahr wurde die Bundesgesetzgebung im §9 SGB VIII geändert. Der Paragraph umfasst neben den Lebenslagen von Jungen und Mädchen nun auch die Lebenslagen von trans, inter* und nicht-binären jungen Menschen. Ebenso sind diesbezügliche Benachteiligungen abzubauen und die Gleichberechtigung der Geschlechter zu fördern“, sagt sagt Peter Bienwald, geschäftsführender Bildungsreferent der Landesfachstelle Jungenarbeit bei der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Jungen- und Männerarbeit Sachsen (e.V.) „Wir haben 2022 und es wäre eine Verkehrung von Tatsachen, weiterhin von Zweigeschlechtlichkeit auszugehen. Die sächsische Fachempfehlung spiegelt demnach die Bundesgesetzgeung zum Thema wider„, ergänzt der Fachmann.

Fußball spielen als Angebot der Jugendhilfe für Jungen reicht nicht aus

Peter Bienwald, geschäftsführender Bildungsrefrent Landesfachstelle Jungenarbeit Sachsen
Peter Bienwald, geschäftsführender Bildungsreferent Landesfachstelle Jungenarbeit Sachsen

Was ändert sich nun aber für Jungen in der Kinder- und Jugendhilfelandschaft Sachsens? „Nun“, so Peter Bienwald, „generell werden die Konzepte der Träger mehr Geschlechterreflexion beeinhalten. Insofern braucht es auch Ideen für qualitativ hochwertige geschlechterreflektierende Arbeit mit Jungen*. Diese finden sich in der Fachempfehlung. Fußball spielen allein reicht nicht aus als Angebot der Jugendhilfe – es braucht ein deutliches Mehr an Bildungsarbeit, an intersektionalem Verständnis und am Aufzeigen, welche Performanz von Männlichkeit zu welchen Herausforderungen führen kann.

Geschrieben wurden die Fachempfehlung im Landesjugendamt Sachsen. Der Fachempfehlung ging eine Fachexpertise vorraus, veröffentlicht von den drei Landesarbeitsgemeinschaften LAG Mädchen* und junge Frauen in Sachsen e.V., LAG Queeres Netzwerk Sachsen e.V. und der LAG Jungen- und Männerarbeit Sachsen e.V.. Die Fachexpertise entstand in einem fünfjährigen Prozess, welcher durch und mit vielen Praktiker*innen und Organisationen geschlechterreflektierender Arbeit gestaltet wurde. Sie wurde im Jahr 2019 veröffentlicht und bot die Grundlage für die nun verabschiedete Fachempfehlung.

Wirkungen und Perspektiven

Die Wirkungen der Fachempfehlung könnten über den Kernbereich der Jugendarbeit hinausgehen. Sowohl die weitere Umsetzung der Maßnahmen des Landesaktionsplans zur Akzeptanz der Vielfalt von Lebensentwürfen sollte hiermit angemahnt sein, wie auch die Erfordernis, dass Geschlechterreflexion ein Thema der politischen Bildung wird.

Als Fachperson finde ich es wunderbar, dass die Fachempfehlung nun durch den Landesjugendhilfeausschuss verabschiedet wurde. Sie bildet den Rahmen für geschlechterreflektierende Jugendarbeit im Freistaat, welche wirklich alle Geschlechter junger Menschen einschließt und somit dem eigenen intersektionalen und inklusiven Anspruch gerecht wird“, sagt Peter Bienwald resümierend. In der Landesfachstelle Jungenarbeit beginnt jetzt die Planung von Weiterbildungen. Damit erhalten Fachkräfte weiteres Wissen und Handlungsmöglichkeiten, womit sie die Jugendarbeit in Sachsen umsetzen und voranbringen.

Fachempfehlung herunterladen

Fachexpertise von 2019 herunterladen

*Wir respektieren sexuelle und geschlechtliche Vielfalt.